Dienstag, 28. Mai 2013

Was Deutschland wirklich bewegt. Germany's Next Topmodel: Neid, Tränen und ein Model aus der DDR.


Die Model-Mutti Heidi Klum bläst in Berlin zum Finale von Germany’s Next Topmodel. Die Quoten sind gut, die Stimmung ist es auch.

Eine Frage, die Models in Not bringen müsste. „Warum glaubst du, dass du Germany’s Next Topmodel werden solltest?“ Die vier Finalistinnen halten ihre Mikrofone in ruhigen Händen. Sie kennen die möglichen Antworten, sie haben ihre Vokabeln gelernt.

Diese Frage hat Heidi Klum ihnen in den letzten Wochen häufig gestellt. Richtige Antworten bislang: 1.) Weil es mein Traum ist und ich es wirklich will. 2.) Weil ich wandelbar bin. 3.) Weil ich eine gute Entwicklung gemacht habe 4.) Weil ich Persönlichkeit habe.

Über die Jahre hat sich Klum das Image einer strengen Richterin erarbeitet, als Sadistin, KZ-Kommandeuse wurde sie bezeichnet. Ob die Kandidatinnen in den letzten Wochen im eiskalten Wasser standen oder sich mit Höhenangst eine Wand abseilten, Klum schrie: „Na, hast du Spaß?“ „Ganz doll“, lautet die richtige Antwort.

An diesem Donnerstag findet in Mannheim das Finale der achten Staffel von „Germany’s Next Topmodel“ im Programm von ProSieben statt. Gerade befinden sich die Kandidatinnen im Trainingscamp. Sie proben, zum Beispiel, wie sie als Roboter über den Laufsteg gehen. Wenn die Kandidatinnen übereinander sprechen, sagen sie, wie Klum: „ Das Mädchen muss noch lernen, seine Persönlichkeit zu zeigen.“ Achseln, die länger als einen Tag nicht rasiert wurden, sind für alle ein „ absolutes No-Go“.

„Megahammersupergeil“, sagt Heidi Klum. Grund für den Erfolg sei die Strategie, „closer“ zu werden, „näher dran an Heidi, näher an den Mädchen“. Kristina zum Beispiel hatte Kopfläuse. Guidine auch, aber vor der Kamera wollte sie das nicht zugeben.

In der vergangenen Folge hatten die Kandidatinnen Überraschungsbesuch von ihren Ehemännern in der Modelvilla. Fünf Kerle in kurzen bunten Hosen sollen sagen, warum sie ihre Frauen lieben. Eine Frage, für die auch sie Vokabelkärtchen gebraucht hätten. Mit stimmbrücherner Stimme stammelt einer etwas von Zuneigung und Vertrauen, gemeinsam lachen. Der andere sagt, dass die Ursel lieb ist. Einer dekoriert das Schlafzimmer mit Rosen, einer singt zur Gitarre, einer kocht einen deftigen Ofenkäse.

Die Männer erinnern den Zuschauer, wie alt die Kandidatinnen sind. Hatte man vergessen, als sich Guidine völlig nackt am Strand von Hawaii fotografieren ließ oder Angela bei einem Unterwassershooting gelassen einen Ammenhai, der sich in ihrem Kleid verheddert hatte, befreite.

Weitergekommen und im Finale sind: Kristina, Ursula, Angela und Guidine. Angela gilt als Favoritin. Ein New Yorker Modelagent hat ihr Gesicht „One-Million-Dollar-Face“ genannt, sie hat einen wichtigen „Job“ bekommen, Werbung für den Rasierer Venus und dass, obwohl sie ihre Beine nicht mag. Guidine, sagt Klum in Berlin, sei „editorial“, bei Kristina  erwähnt sie mehrfach, dass sie vom Land kommt.

Wenn Heidi heute eine Frage nicht beantworten will, sagt sie: „Seid doch nicht so deutsch. Ich war wohl zu lange weg.“ Das rät die Klumsche auch den Finalistinnen nach der Sendung. „Koffer packen, im Ausland neu anfangen.“ Möglichst weit weg!

(frei nach Tagesspiegel vom 27.5.2013)