Sonntag, 6. Oktober 2019

Peter Hahne: "Der Liebe Gott rief mich zur AfD"









„Die Bibel ist eine Gebrauchsanleitung für's Leben. Wer die Bibel liest, steht auf gutem Grund. Auf dem Boden der Tatsachen und einer Basis, die gerade in Krisen trägt. Die Bibel ist wie ein dicker Brief des Schöpfers an seine Geschöpfe, ein Liebesbrief Gottes an seine Menschen. Hier sagt er uns, was er für uns getan hat und noch tun will.“ 
ein echter Peter Hahne - und keine Satire!
 
... *1952, ledig, kinderlos, aber keinesfalls schwul, war Fernsehmoderator, ist Buchvollschreiber-Millionär und ... Evangelist, Gottesanbeter, Prediger, Missionar, Beichtbruder und Gottesposaune ... Ex-Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kuratoriumsmitglied des evangelikalen Vereins ProChrist, seit Dezember 2017 Mitglied der Deutschen Evangelistenkonferenz und - als himmlischer Höhepunkt - Ehrenkommissar der Christlichen Polizeivereinigung. 
 
Frei nach dem Höcke-Sarrazin-Afd-Sprech "Man wird ja nochmal sagen dürfen" sagt der gebenedeite Hahne, er verbreite ja nur 
„was einem der gesunde Menschenverstand sagen müsste“.




 
Essay René Martens: Publizisten in Wut (hier anklicken: komplett in ÜBERMEDIEN)
 
Von der ARD zur AfD: Journalisten, die den rechten Rand bevölkern

Noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik gab es eine Partei, in der Journalisten derart wirkmächtig sind wie derzeit in der AfD. Bereits 2016 stellte „Spiegel Online“ fest: „Kaum eine andere Partei versammelt so viele Ex-Journalisten und frühere Publizisten, oft in führender Position.“ Dazu zählen Nicolaus Fest, der ehemalige stellvertretende Chefredakteur der „Bild am Sonntag“, der kurz nach seinem Parteieintritt gleich forderte, in Deutschland „alle Moscheen zu schließen“, Günther Lachmann, einst AfD-Experte „>bei der Tageszeitung „Die Welt“, und Michael Klonovsky, der fast ein Vierteljahrhundert lang Redakteur beim Magazin „Focus“ war. Lachmann ist seit 2016 für die „strategische Kommunikation“ der AfD-Fraktion Thüringen zuständig, Klonovsky arbeitet als persönlicher Referent von Bundestagsfraktionschef Alexander Gauland.

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Psychedelische Schauer- und Schlachtengemälde

Das gilt auch für den 2017 beim ZDF ruhestandsbedingt ausgeschiedenen Peter Hahne. Journalisten neigen dazu, sich über Hahne lustig zu machen, weil er zuletzt eine trutschige Talksendung moderierte und sich unter den Kolumnisten der „Bild“-Gruppe als eine Art alkoholfreie Variante von Franz Josef Wagner profiliert hat („Wer unser Vaterland nur schlechtredet, bringt es unter Mutter Erde. Wäre doch schade!“).Tatsächlich gehörte Hahne in der noch nicht weit zurück liegenden Vergangenheit zu den einflussreichsten Politikjournalisten im deutschen Fernsehen. Acht Jahre lang war er Studioredakteur der Hauptausgabe der Nachrichtensendung „heute“ – und von 1999 bis Ende März 2010 stellvertretender Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios. Einflussreich ist Hahne heute auf eine andere Art: Anfang 2018 hatte er bereits mehr als sechs Millionen Bücher verkauft.
Diese Zahl muss man sich vergegenwärtigen, wenn man sich eine Wortmeldung Hahnes in einer Ausgabe der ARD-Sendung „Maischberger“ aus dem Jahr 2017 ansieht.
„Es gibt, glaube ich, in Berlin keinen Polizisten, der die AfD nicht gewählt hat“, sagte er dort. „In Pegida gehen Richter mit, gehen Justizbeamte mit. Es gibt Ärzte, die sitzen auf gepackten Koffern im Krankenhaus, weil sie sagen: Der Muslim kommt ja nicht alleine, sondern kommt mit der ganzen Sippe. Es darf keine Ärztin, es darf keine Krankenschwester sein. So schlicht ist das Leben.“
Ärzte wollen Deutschland verlassen, weil sich Muslime im Krankenhaus nicht von Frauen behandeln lassen wollen – von Armin-Paul Hampels Erläuterungen des „Wirtschafts-Genozids“ ist das nicht allzu weit entfernt.
In einer anderen Talk-Sendung – „MDR um 4 – Kaffee mit Gästen“ – erzählt Hahne, er habe in Weimar gerade mit jemandem gesprochen, der ihm gesagt habe: „Ich will nicht das, was in Berlin-Neukölln, in Hamburg oder in Köln passiert. Ich will hier keine Messerstechereien und nichts.“ Und in derselben Sendung sagt er an anderer Stelle: „Man kann 20 Identitäten haben und 20-mal Hartz IV kassieren, und die Kinder im Ausland kriegen auch noch deutsches Kindergeld – das verstehen die Leute nicht mehr.“
Hahne, beim MDR eingeladen anlässlich des Erscheinens seines Buchs „Schluss mit euren ewigen Mogelpackungen! Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen“, hat sich für solche Auftritte eine wirkungsvolle Masche zurecht gelegt. Er versucht seine psychedelischen Schauer- und Schlachtengemälde so zu präsentieren, dass der Eindruck entsteht, als wäre kein Pinselstrich von ihm. Bei René Kindermann, der für „MDR um 4 – Kaffee mit Gästen“ mit Hahne spricht, ist nicht ganz klar, ob er auf diesen Bauerntrick hereingefallen ist oder ob er bloß verzweifelt versucht, um das Offensichtliche herumzureden.
Diesen Eindruck hinterlässt jedenfalls eine geradezu denkwürdige Sequenz dieser Nachmittagssendung: Moderator Kindermann geht zu einer Kaffeemaschine, holt für Hahne eine Tasse Kaffee, geht zurück zum Tisch, setzt sich wieder hin – und sagt während dieses Bewegungsablaufs:
„Um es noch mal klarzustellen: Sie sind kein Sympathisant der AfD. Sie sind jemand, der sagt: Passt mal auf, Leute, das sind einfach Themen, die den Menschen auf den Nägeln brennen, also, lassen Sie uns drüber reden. Also, alle, die Sie in die Ecke der AfD setzen wollen oder gern ja auch Pegida (…) – da können wir klar sagen: Freunde, falsches Pferd. Das ist einfach jemand, der sagt: Okay, das ist ein Zustand, den ich da beschreibe.“
Natürlich ist es ungerecht, (fast) komplett Wort für Wort wiederzugeben, was jemand in einer Live-Situation gesagt hat, nichtsdestotrotz dokumentiert Kindermanns herumeiernder Stream of consciousness recht gut die Hilflosigkeit von Journalisten im Umgang mit Kollegen von rechts. Was für ein journalistisches Selbstverständnis mag sich hinter dem Einfall verbergen, jemanden, der sich geradezu lustvoll einbetoniert hat in der „Ecke der AfD“, aus dieser „Ecke“ herauszuholen? Hahne nimmt die Vorlage dankbar auf: Er schreibe ja nur „Selbstverständlichkeiten“ auf – beziehungsweise das, „was einem der gesunde Menschenverstand sagen müsste“.
Dass der liebe Herr Hahne, den Millionen Buchleser lieben, die Weltsicht der AfD verbreitet – diese Banalität mag man dem Zuschauer dann doch lieber nicht zumuten. Wenn die Öffentlich-Rechtlichen aber nicht einmal willens oder dazu in der Lage sind, den ideologischen Standpunkt früherer Kollegen zu benennen: Wie soll es den Sendern dann gelingen, etwas zu der Frage beizutragen, wie aus diesen Journalisten wurde, was sie sind?